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Warum führen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen überhaupt Versuche an Tieren durch? Können wir auf Tierversuche verzichten? Welche Alternativen gibt es zu Tierversuchen und wie können wir Tierversuche für die Tiere besser machen? Alle diese Fragen beantwortet unser FAQ-Bereich.

Was sind medizinische Tierversuche?

Das deutsche Tierschutzgesetz definiert Tierversuche als „Eingriffe oder Behandlungen zu Versuchszwecken an Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für diese Tiere verbunden sein können“. Dazu zählen auch Versuche, bei denen Wissenschaftler*innen das Erbgut eines Tieres verändern, sowie die Zucht von genetisch veränderten Tierlinien. Tierversuche dienen in den meisten Fällen der Beantwortung einer wissenschaftlichen Fragestellung. Diese betreffen insbesondere die Grundlagenforschung, die Untersuchung und Behandlung von Krankheiten (bei Menschen und Tieren) sowie gesetzlich vorgeschriebene Giftigkeits- und Sicherheitsprüfungen von Medikamenten und Chemikalien.

Darüber hinaus gibt es Tierversuche, die nicht direkt mit einer wissenschaftlichen Fragestellung verbunden sind. Dazu zählen Eingriffe oder Behandlungen an lebenden Tieren für Aus-, Fort- und Weiterbildungszwecke (beispielsweise in der versuchstierkundlichen Ausbildung und in der Veterinärmedizin) sowie die Herstellung und Vermehrung von Stoffen, Produkten oder Organismen, wenn diese für die Forschung benötigt werden (wie Antikörper oder Parasiten).

Töte Forschende hingegen ein Tier, um ihm Organe, Zellen oder Gewebe für wissenschaftliche Zwecke zu entnehmen, zählt das laut Tierschutzgesetz nicht als Tierversuch.

Quelle: https://www.tierversuche-verstehen.de/faq/

Welche Tierversuche sind erlaubt?

Tierversuche dürfen nur durchgeführt werden, wenn sie von den
zuständigen Behörden genehmigt worden sind. In dem Genehmigungsantrag, der unausgefüllt schon mindestens zwölf Seiten umfasst, müssen Wissenschaftler*innen den geplanten Versuch umfassend wissenschaftlich und ethisch begründen.

Sie müssen erläutern, welche neuen Erkenntnisse mit dem Tierversuch gewonnen werden, dass die Fragestellung neu ist und noch nicht durch einen Tierversuch bereits geklärt worden ist. Insbesondere muss schlüssig dargelegt werden, dass das Ziel des Vorhabens nur mit einem Tierversuch erreicht werden kann. Dies setzt voraus, dass der Antragstellende sich gründlich auf das Forschungsthema vorbereitet und auch die mögliche Belastung der Tiere in seiner Begründung berücksichtigt hat. Zur ethischen Bewertung trägt auch der Nachweis bei, dass im Sinne der 3R, der Versuch nicht durch Alternativmethoden (Replacement) ersetzt werden kann, die Zahl der eingesetzten Tiere auf ein Minimum verringert wird (Reduction), und dass die Belastung der Tiere so gering wie möglich gehalten wird (Refinement).

Daneben gibt es sowohl auf deutscher als auch auf EU-Ebene Gesetze, die detailliert regeln, welche Voraussetzungen für die Haltung und Versorgung der Tiere und für einen Tierversuch erfüllt sein müssen. Ausführliche Informationen zu den rechtlichen Grundlagen gibt es hier.

Quelle: https://www.tierversuche-verstehen.de/faq/

Warum werden medizinische Tierversuche durchgeführt?

Die wichtigsten Gründe sind die Grundlagenforschung, um
Lebensvorgänge und Erkrankungen besser zu verstehen, neue Medikamente und Heilverfahren zu entwickeln, und die Prüfung der Sicherheit von Medikamenten und anderen Stoffen mit denen der Mensch in Berührung kommt.

Durch die Grundlagenforschung gewinnen Wissenschaftler*innen Erkenntnisse darüber, wie der komplexe Organismus von Lebewesen funktioniert. Nur dadurch können sie verstehen, welche Prozesse im Körper ablaufen, wenn er erkrankt ist. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, neue Medikamente und Therapien entwickeln oder verbessern zu können. Wissenschaftler*innen setzen Tierversuche in der Grundlagenforschung ein, weil zahlreiche Zellprozesse genauso wie beim Mensch funktionieren. Auch die Vitalfunktionen lassen sich in vielen Fällen gut vergleichen, so zum Beispiel Gehör, Sehvermögen, Bewegungsabläufe, Atmung oder Verdauung. Bereits anhand von Mäusen lassen sich die komplexen Strukturen unseres Organismus untersuchen, so zum Beispiel das
Nerven- und Immunsystem. Nicht nur die Gemeinsamkeiten, sondern auch die Unterschiede der verschiedenen Organismen können zum Erkenntnisgewinn der Wissenschaftler*innen beitragen.

Zahlreiche Krankheiten tauchen sowohl beim Mensch als auch beim Tier auf. Wissenschaftler*innen können daher an Tieren sehr gut untersuchen, auf welche Weise die Krankheiten den Körper beeinflussen. Diese Erkenntnisse können wiederum die Ausgangslage für die Entwicklung von Medikamenten und Therapien sein.

Tierversuche werden gebraucht, um neue Medikamente und Therapien zu entwickeln und zu testen. Bis heute sind darauf zahlreiche medizinische Errungenschaften zurückzuführen. Ohne Tierversuche gäbe es heute beispielsweise keine Herzschrittmacher oder Hüftprothesen. Auch zahlreiche Operationstechniken wurden zunächst am Tier erprobt.

Bevor Medikamente für den Menschen zugelassen werden, untersuchen Wissenschaftler*innen im Tierversuch gute und schlechte Effekte eines Wirkstoffs auf den Organismus. Diese Untersuchungen sind in vielen Fällen gesetzlich vorgeschrieben.
Darüber hinaus werden im Tierversuch weitere Informationen über die Wirksamkeit und richtige Dosierung eines Wirkstoffs gewonnen.

Quelle: https://www.tierversuche-verstehen.de/faq/

Warum können wir nicht alle Tierversuche ersetzen?

Die Forschung nach Alternativmethoden nimmt inzwischen einen großen Raum in der Wissenschaft ein und wird von verschiedenen Stellen – wie beispielweise der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch
(ZEBET) – gezielt gefördert. Durch den Einsatz von Computersimulationen oder Zellkulturen können Forscher*innen heute in vielen Bereichen auf Tierversuche verzichten. Dennoch sind diesen Methoden Grenzen gesetzt, insbesondere dann, wenn Forscher*innen komplexe physiologische Zusammenhänge des gesamten Organismus nachvollziehen wollen. So lässt sich durch Alternativmethoden zwar überprüfen, wie sich ein Medikament auf eine Zellkultur auswirkt, nicht aber wie es auf andere Zelltypen wirkt oder ob es Abbauprodukte verursacht, die womöglich die Organe schädigen.

Weitere Beispiele sind die Wirkungsweise des zentralen Nervensystems, die Verarbeitung von Sinnesreizen oder das Zusammenspiel des Kreislaufsystems. Auch die Verknüpfung von Organen und Gewebe kann heute noch nicht künstlich nachgestellt werden. Häufig sind Tierversuche daher gerade für die Erforschung komplexer lebensbedrohlicher Krankheiten unersetzbar – wie Krebs, HIV, Diabetes mellitus, Malaria oder Alzheimer.

Quelle: https://www.tierversuche-verstehen.de/faq/

Wofür steht die Abkürzung „3R“?

Das Prinzip der „3R“ wurde 1959 von den britischen Wissenschaftlern William Russel und Rex Burch postuliert. Die „3R“ stehen für die Reduzierung (Reduction) und Verfeinerung (Refinement) von Tierversuchen sowie die Entwicklung von Alternativmethoden (Replacement).
Russel und Burch veröffentlichten ihre drei Grundsätze, die heute als
wichtige ethische Leitlinie für jede biomedizinische Forschung gelten,
in dem Buch „The Principles of Humane Experimental Technique“. Das Prinzip zeigt, was Forscher*innen bei der Konzeption eines ethisch vertretbaren Tierversuchs beachten müssen.

Bild: Tierversuch-verstehen.de

Quelle: https://www.tierversuche-verstehen.de/faq/